Samstag, 12. Februar 2011

Eine alte Haustierrasse: Soay Schafe

Ich habe diese Schafrasse ja schon in anderen Posts angesprochen. Da es aber einiges über diese Art zu berichten gibt, habe ich ihnen noch einen eigenen Post gewidmet.
Das Soayschaf ist in seiner Urtümlichkeit aus den frühen Zeiten des Neolitikum vor etwa 3000 v Chr. erhalten geblieben. Sie haben dabei auf einer kleinen Insel, dem entlegenen St. Kilda Archipel nordwestlich von Schottland, überlebt. Dieses Archipel besteht aus 4 Inseln und einigen größeren felsen, insgesamt 99 ha groß.
Seefahrer, über die Zeit auch die Wikinger, hatten dort Schafe ausgesetzt, um sich auf ihren Reisen unterwegs mit Fleisch versorgen zu können. Das Soayschaf ist die primitivste Hausschafrasse Europas und ähnelt noch stark dem Mufflon. Beide besitzen annähernd gleiche Chromosomen und haben den wildlebenden asiatischen Mufflon als Vorfahren. Von diesem haben sie bis heute einige Eigenschaften behalten, wie z.B. einen Warnpfiff durch die Nase abzugeben, wenn Gefahr droht.
Da es sich bei ihrem Lebensraum um eine Insel handelte, konnten die Tiere nicht abwandern, somit auch nicht mit anderen Schafrassen vermischen, wärend auf dem Festland weiterhin die Zucht und Auslese mit ihren Artgenossen betrieben wurde. Mit der Zeit wurden die Tiere dort vergessen. Niemand kümmerte sich um sie, so haben immer nur die stärksten unter ihnen überlebt. Sie selektierten sich also bis heute über Bedingungen wie Wetter, Verfügbarkeit von Futter in Sommer und Wintermonaten, gesundes Ablammen oder Robustheit aus. Kurz: alles was man in der Wildnis braucht um zu überleben. Ihre Verwandten auf dem Festland wurden dabei eher nach Kriterien wie gute Wollqualität, Fleischansatz oder Fruchtbarkeit gezüchtet. Dabei bleiben manche Dinge wie Genügsamkeit oder eine robuste Gesundheit auf der Strecke. Jeder kennt das von den heutigen Mastschweinen, die so stressempfindlich sind, das sie an Herzversagen eingehen. Die Soays jedoch bestechen aber eben genau durch die von der Natur festgelegten Selektionskriterien. Sie sind unkompliziert und gesund. Dabei legen sie auch ein eher wildschafähnliches Verhalten an den Tag. So werden sie nur einmal im Jahr brünftig, dies geschieht in der Zeit von Ende Oktober bis ca. Anfang Februar. Dabei stellen die Böcke unter sich fest, wer der Stärkere ist und wer sich somit fortpflanzen kann. Auch trennen sich die Böcke, bzw. die Auen mit ihren Lämmern in eigene Gruppen. Das geht allerdings nur in der freien Wildbahn. Im Gehege reicht der Platz dafür nicht aus. Ich habe dabei die Feststellung gemacht, das der Bock durchaus bei der Auengruppe bleiben kann wenn Lämmer geführt werden.
Ich habe aber auch schon von anderen Haltern gehört, das es Böcke gibt, die dann zu viel Unruhe in die Gruppe bringen und Lämmer dabei zu Schaden kommen. Steht dabei zur Frage, wieviel Platz zur Verfügung steht und wie das Verhältnis der Anzahl Bock zu Aue ist, denke ich. Aus meiner Beobachtung habe ich auch bemerkt, das die Böcke zum Zeitpunkt des Ablammens sehr aufgeregt sind, wenn die Lämmer aber dann da sind und ausgiebig beschnuppert wurden, legt sich das wieder. Bei mir gab es da noch nie Probleme in der Gruppe seitens der Böcke/ Bock. Im Gegenteil, ab einem gewissen Alter nerven die Lämmer eher die Böcke. Liegen die Alten und ruhen, springen auf ihren Rücken und bocken sie mit den Köpfen an. Wird es dem Alten zu bunt und steht endlich auf, sind sie natürlich ganz fix verschwunden. Dabei könnte man schon fast ein kichern hören ;) Ich bin jedenfalls schon auf Ende Mai/ Anfang April gespannt, wenn die neue Generation von "Schorse-Bock" und dem " lütten Roten", so heißen meine beiden Böcke (weil ein Kumpel, der Schorse, ihn zu erst entdeckt hat und der Rote so gar nicht wachsen wollte), über die Wiesen flitzen. Das ist immer sehr witzig anzuschauen, besser als jedes Fernsehprogramm!
Meine Tiere sind das ganze Jahr über draußen, sie können dabei selbst wählen, ob sie in den Offenstall oder auf der Fläche bleiben. Eingefangen werden sie nur dann, wenn der Gesundheitscheck ansteht, also wenn sie geimpft, entwurmt und die Klauen überprüft werden. Gerade die Blauzungenkrankheit ist da ein großes Thema geworden. Eingefangen werden steht allerdings gar nicht so auf ihrem Wunschzettel und so gestaltet sich der Vorgang schon als eine kleine Kunst. Denn sobald ich mit einem Helfer die Wiese betrete, wissen sie schon bescheid. Dann zeigen sie, was sie so drauf haben: Jeder von ihnen rennt in eine andere Richtung (deshalb sind sie auch schlecht zu hüten) und Sprünge von ca. 1,20m Höhe sind dabei keine Seltenheit. Deshalb versuche ich es dann doch eher allein, ich besteche sie mit trockenem Brot, das ich ihnen im Fangtrichter gebe. Wenn sie kurz abgelenkt sind, schließe ich einfach das Tor.
Im Anschluss natürlich ein paar Bilder der kleinen Gruppe aus dem letzten Jahr. Die Lämmer auf den Fotos sind mittlerweile stattliche Böcke, die ihre eigene Gruppe führen.








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Michael Klinger

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